Eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift BMJ Mental Health veröffentlicht wurde, untersucht den Zusammenhang der Wirkungen von Cannabinoiden auf Anandamid (AEA)-Konzentrationen und verwandten Verbindungen Oleoylethanolamid (OEA) und Palmitoylethanolamid (PEA). [Couttas TA, Boost C, Pahlisch F, Sykorova EB, Mueller JK, Jieu B, Leweke JE, Dammann I, Hoffmann AE, Loeffler M, Grimm O, Enning F, Flor H, Meyer-Lindenberg A, Koethe D, Rohleder C, Leweke FM. Dose-dependent effects of oral cannabidiol and delta-9-tetrahydrocannabinol on serum anandamide and related N-acylethanolamines in healthy volunteers. BMJ Ment Health. 2024 Aug 25;27(1):e301027. doi: 10.1136/bmjment-2024-301027. PMID: 39182921.]

Übersetzter Titel: Dosisabhängige Wirkungen von oralem Cannabidiol und Delta-9-Tetrahydrocannabinol auf Serumanandamid und verwandte N-Acylethanolamine bei gesunden Probanden

Diese Studie der Universität Heidelberg und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte untersuchte die Auswirkungen von reinen CBD, reinen THC, CBD/THC Einnahmen auf den Endocannabinoid-Spiegel.

Zwar hat die Studie nur eine kleine Stichprobengröße von 60 Teilnehmern, auch nur Männer zwischen 18 und 45 Jahren, aber sie geht in die richtige Richtung und bringt neue Erkenntnisse, die weitere Untersuchungen forcieren werden.

Wichtigste Ergebnisse:

CBD, mit 800 mg verabreicht, zeigte einen kontinuierlichen Anstieg der Anandamid-Konzentration (65 min, 1,3-fach, pCorr= 0,0514; 160 min, 1,6-fach pCorr=0,0030). 

Bei CBD|600 mg wurden keine Unterschiede in den Aanandamid-Konzentrationen beobachtet.

THC, zeigte bei Anandamid eine Abnahme der Konzentration nach 65 min (Δ9-THC|10 mg, -1,4-fach, pCorr= 0,0014; THC|20 mg, -1,3-fach, pCorr=0,1160). Nach 165 Minuten waren die Spiegel jedoch wieder auf t=0 zurückgekehrt. 

In der Kombinationsbehandlung (CBD|800mg+Δ9-THC|20 mg), konnte eine noch stärkere Reaktion hervorgerufen werden (65 min, 1,4-fach, pCorr=0,0328; 160 min, 2,1-fach, pCorr=0,0080)

Ein Anstieg von Aanandamid, Oleoylethanolamid (OEA) und Palmitoylethanolamid (PEA) trat nur durch die Verabreichung von CBD in einer Dosis von 800 mg allein oder in Kombination mit THC auf. 

Bisher fanden einige Studien sehr unterschiedliche Auswirkungen (wobei z. B. ungeklärt ist, inwieweit die Art der Verabreichung etwas verändert) :

  • Anstieg von Anandamid bei Beendigung eines langfristigen Cannabiskonsums
  • Niedrige Anandamiddosierungen bei Psychosen (bei eigenen Angaben hohen Cannabiskonsums)
  • Rückgang der Anandamidkonzentrationen bei Entwöhnmung von Cannabis, aber stabiler Anandamidspiegel bei Gabe von CBD 800 mg, nicht jedoch bei 400 mg.

Die Einflüsse könnten ebenfalls durch die Nahrungsaufnahme beeinflusst worden sein. Die Bioverfügbarkeit von Phytocannabinoiden steigt bei fettreichen Mahlzeiten. 

Aber bei allen Fragen, die diese Studie aufwirft, bietet sie weitere Erkenntnisse zu den Interaktionen von Cannabisverbindungen mit unserem Endocannabinoid-System.
Solche Studien helfen, die Dosierung von medizinischem Cannabis zu optimieren und lassen darauf hoffen, dass die Cannabistherapie zu einer auf den Einzelnen abgestimmten Medikation werden kann.

Warum ist das wichtig?

Weil Verschreibende dann nicht nur mehr wissen, sondern auch sicherer verschreiben können, angepasster, feiner dosiert und effektiver.