Uns wurde eine Information von einem Schweizer Unternehmer[1], der in der Cannabisbranche gut etabliert ist, zugesandt. Daraufhin haben wir recherchiert und beschlossen, wir veröffentlichen diese Zusendung zwar anonym, aber im Original. Allerdings ergänzen wir den Text mit den Ergebnissen unserer Recherche (kursiv, Informationen aus der Schweiz im Original gekennzeichnet mit „“). [Fehler, aufgrund der Komplexität der Materie, bitten wir zu entschuldigen und ggf. in den Kommentaren mit Quellenangaben, zu widerlegen.]

Einführung in das Thema

CBD ist in Deutschland schon länger das Sorgenkind unter den Cannabinoiden. Der Europäische Gerichtshof schreibt CBD zwar keine psychoaktive Wirkung zu (eigentlich eine fragliche Einstufung, denn es wirkt ja beruhigend, angstlindernd, etc.) und ordnet Cannabidiol deshalb auch nicht als Suchtstoff ein, trotzdem ist der Umgang in Deutschland mit CBD unsicher, ungeklärt und führte wiederholt zu Strafverfahren. Offiziell[2] ist CBD ungefährlich, ungiftig, oft sogar hilfreich, auch wenn das Potential und die Auswirkungen noch nicht zur Gänze erforscht sind.

Fakten

CBD wurde erstmals in den späten 1930er Jahren aus Cannabis extrahiert [3]. Im Verlauf der Zeit konnte man erkennen, dass es heilendes Potenzial für Erkrankungen wie Entzündungen und Angstzustände sowie ein potenzielles neuroprotektives Mittel und Antioxidans hat [4]. Später wurde es auch erfolgreich zur Behandlung von Arthritis, Krebs, Diabetes, neurodegenerativen Erkrankungen und Schmerzen getestet [5]. Es gibt auch Hinweise, dass CBD die berauschende Wirkung von THC lindert, dies ist jedoch nach wie vor umstritten und wird noch immer intensiv untersucht[6].

Hanfsorten, bei denen der THC-Gehalt unter 0,3 % liegt, dürfen in Form von Nutzhanf seit 1996 unter bestimmten Auflagen angebaut werden. Landwirtschaftliche Unternehmen dürfen explizit einen EU-zertifizierten Nutzhanf anbauen und damit handeln. Personengruppen wie Kleingärtner oder Gewerbetreibenden war dies bisher aber untersagt.

CBD legal vs. illegal

CBD war also legal,

  • solange es aus EU- zertifiziertem Nutzhanf stammt und der THC-Gehalt unter 0,3 % (gesetzlicher Grenzwert seit 02.2023) liegt.
  • in verarbeiteter Form angeboten werden darf, unter Einhaltung des 0,3 %THC-Gehaltes, CBD –Liquid, -Kosmetik und Kosmetik-, Aroma-, oder sonstiges nicht zum Verzehr freigegebenes Öl[7] (abhängig von der Deklaration).
  • als CBD-Fertigarzneimittel, CBD-Öl und CBD-Kapseln das in einer Apotheke gekauft wird[8].

CBD war nicht legal,

  • in Lebensmitteln, solange diese keine Zulassung als neuartiges Lebensmittel (Novel Food) haben,
  • als unverarbeitetes Produkt wie z. B. Pflanzenteile, CBD-Blüten, CBD-Tee aus Blüten und CBD-Zigaretten [9] [10] sind nur zu wissenschaftlichen Zwecken zu erwerben, und damit ist der Kauf für Privatpersonen, unabhängig von der erworbenen Menge, verboten.

Aber das CanG hat das doch geändert?

Nein, seit 01.04.2024 war die Gesetzgebung in Bezug auf CBD-Produkte deutlich lockerer geworden, aber nicht wirklich legal. Lockerer hieß nicht, dass man sich durch den Kauf von CBD nicht mehr strafbar machen konnte.

Wer Blüten bestellt hat, konnte, wenn die Bestellung am Zoll abgefangen wurde, mit einer Strafanzeige und einer Vorladung der Polizei rechnen. Im schlechtesten Fall, beim Kauf größerer Mengen, konnte man in den Verdacht des Handels kommen, was zu einer Hausdurchsuchung führen konnte.

Das Strafmaß richtete sich dabei nach der Schwere des Vergehens, sei es Besitz, Einfuhr und/oder Handel (ein einmaliger Verkauf einer geringen Menge). Für „geringe Mengen“ konnte Besitz und Handel laut § 29 BtMG eine Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren nach sich ziehen. Für „nicht geringe Mengen“ wurden Besitz und Handel mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren belegt. Bei Geringfügigkeit der Schuld, z.B. geringe Menge zum Eigenbedarf, konnte das Verfahren gemäß §29 Abs. 5 BtMG auch eingestellt werden.

Veränderung der Situation des Anbaus in Deutschland

Der Anbau von Nutzhanf in Deutschland war laut Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) in der Anbaufläche im Jahr 2023 erstmalig seit 2013 wieder gesunken auf nur noch 5.834 ha, im Vergleich zu 2022. Also auf etwa 16 Prozent weniger Fläche.

Bereits im Mai wurde in der Novelle der sogenannten GAPInVeKoS-Verordnung Bürokratie beim Hanfanbau abgebaut. So können Saatgutetiketten künftig auch elektronisch an die zuständige Behörde übermittelt werden. Zudem muss der Blühbeginn nicht mehr jedes Jahr angezeigt werden, sondern nur dann, wenn der Betrieb von der BLE über eine anstehende Kontrolle benachrichtigt wurde.

Grund für die bis dahin strengen Regelungen war, u.a. die bis zum 26.09.2024 gültige sogenannte Missbrauchsklausel, die noch aus den alten Rechtsvorschriften des Betäubungsmittelgesetzes („BtMG“) stammt und ins CanG übernommen wurde., Jetzt ist diese gestrichen und lässt auch einen Indoor-Anbau von Nutzhanf zu. Weggefallen ist also, dass der Verkehr mit Nutzhanf nur dann zulässig ist, wenn der Missbrauch zu Rauschzwecken ausgeschlossen ist. Diese Missbrauchs- oder Rauschklausel für Nutzhanf hatte Nutzhanfanbauer und –händler zu Recht befürchten lassen, strafrechtlich verfolgt zu werden.

Damit war der Verkehr mit Hanfprodukten – wie etwa Nutzhanftee oder CBD-Blüten – trotz der Einhaltung der THC-Grenze von 0,3 % auch dann strafbar, wenn ein Missbrauch zu Rauschzwecken zwar unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen war.

Der Wegfall der Rauschklausel erleichtert der Industrie, den Bauern und Händlern den Umgang und Vertrieb von hochwertigen CBD-Produkten, aber auch denen die Produkten aus dem Ausland nach Deutschland verkaufen. In Zukunft werden zwar keine legalen CBD-Produkte mehr aus den Regalen geräumt oder Händler zu Haftstrafen verurteilt (weil sie nicht berauschendes Cannabis verkauft haben), aber es lauern Gefahren für Verbraucher, die aktuell nur schwer abzuschätzen sind.

Woher kommen den jetzt die unverarbeiteten Hanfprodukte, die man in Deutschland kaufen kann?

Die meisten „unverarbeiteten CBD-Blüten“ kamen und kommen aktuell noch über Österreich und die Schweiz nach Deutschland.

Seit Ende 2016 ist in Italien der Anbau von Cannabis, so genannter Industriehanf, der weniger als 0,2% THC-Gehalt hat, erlaubt. Daraus ist ein ganzer Industriezweig entstanden, rund 800 Unternehmen bauen Cannabis-Pflanzen auf 2500 Hektar Land an. Ungefähr 1600 Firmen sind in der Verarbeitung tätig, alles in allem ein Jahresumsatz von circa 500 Millionen Euro. Es sind circa 15.000 Menschen in diesem Bereich beschäftigt. Ein Großteil der Produktion wird ins europäische Ausland, auch nach Deutschland, exportiert.

„Die Zulassung von nicht EU-zertifizierten Sorten unter 0,3% in Deutschland wird von in der Schweiz ansässigen Cannabisproduzenten begrüßt. Anders als in ganz Europa war es nur in der Schweiz legal, nicht EU-zertifizierte Sorten anzubauen. Zusätzlich haben wir in der Schweiz im Gegensatz zur EU einen Grenzwert von 1% THC.“

Aufgrund dieser rechtlichen Unterschiede haben italienische Produzenten, obwohl es in der EU nicht erlaubt war, illegalerweise damit begonnen, solche CBD-Sorten anzubauen, wie sie in der Schweiz zugelassen waren. Obwohl sie sechs Jahre lang gegen EU-Recht verstoßen haben, wurden Hunderte Hektar angebaut, illegal verzollt und in mehrere EU-Länder exportiert. Es hat niemand kontrolliert, ob auf den Feldern EU-zertifiziertes Saatgut verwendet wurde. Falls jedoch jemand kontrolliert hätte, dann hatten fast alle Bauern die korrekten Saatgut-Etiketten-Kopien in der Schublade bereit[11]. Mehr als 80% der Felder wurden nicht auf den THC-Gehalt untersucht. In den italienischen Regularien steht ausdrücklich, dass nur EU-zertifiziertes Saatgut unter 0,3% THC angebaut werden darf. Vor etwa fünf Jahren beschloss die Regulierung jedoch eine Anbautoleranz für EU-zertifizierten Anbau und erhöhte den Grenzwert auf den Feldern, aber nur auf den Feldern und nicht in den Produkten, auf 0,6% THC.

In der Vergangenheit kam es durch Sonneneinstrahlung immer wieder vor, dass der Wert von 0,3% THC überschritten wurde, weshalb diese Toleranz eingeführt wurde – jedoch nur für 75 Sorten aus dem EU-zertifizierten Sortenkatalog. Dies wurde von der Bevölkerung zunächst missverstanden[1] , sodass sie nicht zertifizierte Sorten aus der Schweiz bezogen haben. Diese Sorten weisen bis heute einen Wert von 0,32% bis 0,99% THC[2] auf. Zehn Jahre Daten und Fakten zeigen, dass es bis heute nur CBG-Sorten[3] mit einem THC-Wert unter 0,3% gibt, und dass erst seit zwei Jahren.

Es ist also klar, dass Italien weggesehen hat und fast den gesamten CBD-Blütenmarkt illegal übernommen hat. Die Zollbeamten von Österreich, Italien und Frankreich haben die gefälschten oder kopierten EU-Zertifikate mit einer gefälschten THC-Analyse akzeptiert und nur teilweise überprüft. Die meisten Waren wurden jedoch über die Schweiz geleitet, da allen Beteiligten klar war, dass es nur in der Schweiz legal ist, nicht EU-zertifiziertes Material zu importieren und zu extrahieren sowie Produkte daraus herzustellen.

Schwierigkeiten des CBD-Anbaus und des Verhältnissen CBD zu THC

In den USA wurde erforscht woran der Anbau, im Hinblick auf eine Nutzpflanze, die erhebliche Mengen CBD produziert gescheitert ist [12], mit dem Ergebnis, das eine Züchtung benötigt werde, die an die Photoperiode des Breitengrads angepasst ist und kein/kaum THC produzieren. Auch in anderen Ländern wurden solche Züchtungen versucht, leider meist ohne Erfolg. Während eine solche Sorte mit herkömmlichen Züchtungstechniken möglicherweise nicht möglich ist, wurde auch eine Gentechnik in Betracht gezogen werden, die die THC-Synthase-Gene deaktiviert, um eine THC-freie Sorte mit hohem CBD-Gehalt zu schaffen, die für den Anbau im Freien geeignet ist. Derzeit wird im privaten Sektor an der Entwicklung einer THC-freien Sorte mit hohem CBD-Gehalt weiterhin gearbeitet.

Ein Vorbehalt beim CBD-Anbau war, dass lange keine der in diesen Versuchen getesteten Sorten als „CBD-reiche“ Sorte galt. Ein Großteil des in Colorado als solches vermarkteten Keimplasmas wurde durch Kreuzung von Cannabis für Freizeitkonsum mit Industriehanf entwickelt und ist anekdotisch als weniger stabil hinsichtlich des THC-Gehalts bekannt.

Der THC-Gehalt korreliert bei nicht genetischen Züchtungen positiv mit dem CBD-Gehalt. Dies dürfte bei der Züchtung zur Erhöhung des CBD-Gehalts problematisch sein. Obwohl die genetischen Zusammenhänge zwischen der Produktion von THCA und CBDA allmählich aufgeklärt werden, geht man davon aus, dass der Cannabinoid Gehalt ein komplexes, quantitatives Merkmal ist [13]. Bis die genetischen Mechanismen, die den Cannabinoid Gehalt steuern, besser charakterisiert sind, bleibt es riskant, Saatgut zu verwenden, das für eine hohe Cannabinoid Produktion entwickelt wurde, sofern nicht durch strenge Tests die Stabilität des THC-Gehalts einer bestimmten Sorte in ihrer/ihren Zielumgebung(en) nachgewiesen wurde.

Wo liegt das Problem?

Hanf wächst idealerweise bei 24–30 °C in stickstoffangereicherten, gedüngten Böden (pH-Wert 6,0–7,5) unter Regimen von 16–24 Stunden Licht und 0–8 Stunden Dunkelheit und einer Luftfeuchtigkeit von 40–60 % [14], [15]. Auf Feldern sind höhere Temperaturen (> 31 °C) ein häufiger Stressfaktor, der die Physiologie und den Stoffwechsel der Pflanzen verändert.

Insbesondere Trockenstress ist ein wirkungsvoller Stressfaktor für die Entstehung der Hanfblüte und verändert die Cannabinoid Produktion durch eine Verringerung der CBD- und THC-Ansammlung bei gleichzeitiger Erhöhung des CBG um 40 %[16]. Cannabinoid Analysen bestätigen das die Cannabinoid Produktion in Blüten mindestens 2,5-mal höher ist als im Blattgewebe. Die Cannabinoid Produktion zu Beginn der Blüte ist negativ mit Pflanzenfressern, übermäßiger Hitze und Dürre verbunden, während mechanische Verletzungen keine Auswirkungen zeigen.

Diese häufigen Feldbelastungen reichen aber aus, um Veränderungen der Cannabinoid Profile im frühen Blütestadium auszulösen, insbesondere Dürre, die das Hanfwachstum in Bezug auf die Cannabinoid Produktion am stärksten hemmt (70–80 % weniger CBD und THC). Der CBD-Gehalt[17] zeigte eine positive Korrelation mit der späteren Blüte, aber 83 % der Varianz im CBD-Gehalt waren das Ergebnis genetischer Effekte.

Eine verstärkte Bewässerung kann den CBD-Gehalt leicht erhöhen, was mit der positiven Korrelation zwischen CBD-Gehalt und Niederschlag übereinzustimmen scheint[18]. Aber es ist eine so kleine Veränderung, dass der Ertrag an Blütenbiomasse für den Gesamtertrag wahrscheinlich weitaus wichtiger ist als eine leichte Veränderung des CBD-Prozentsatzes.

Die große Gefahr durch gewaschene CBD-Blüten

Das Züchten von Cannabis ist schwierig, langwierig und kompliziert, vor allem wenn man stabile Sorten nachhaltig anbauen will. Das Verhältnis von THC zu CBD ist nicht beliebig wählbar, der CBD-Gehalt hängt von den natürlichen Möglichkeiten ab, also dem von der Natur so vorgegebenen Verhältnis.

Normale bis gute Werte bei EU-Nutzhanf sind derzeit 1:20 bis 1:30. Bei natürlichem Anbau ist also derzeit maximal das 30-fache der Menge von CBD zu THC in der Pflanze möglich. Bei einem Grenzwert von 0,3% THC in Deutschland kann der CBD-Gehalt in Blüten in Deutschland also bei nicht genetisch veränderten Pflanzen nur bei +9 % CBD liegen. Das ist im Moment das maximale natürliche Verhältnis von CBD zu THC in EU-Nutzhanf.

„Mehrere Betriebe in Italien und der Schweiz haben sich auf eine ziemlich fragwürdige Methode des „Blütenwaschens“ spezialisiert. Bei diesem Prozess werden Blüten, die über 0,3% THC enthalten, mit Ethanol oder Butan gewaschen, um den THC-Gehalt sowie andere Cannabinoide wie CBD und Terpene zu reduzieren. Allerdings hatten diese Hersteller zwei Probleme: Zum einen ging der CBD-Gehalt verloren, und zum anderen verlor das Produkt sein Aroma oder nahm einen stark lösungsmittelartigen Geruch an. Daher wurde beides wieder aufgesprüht. Diese Industrie spricht dann von „lackierten“ Blüten. Meistens werden dafür synthetische Terpene verwendet. All dies geschieht, um die Blüten legal in EU-Länder zu importieren, falls es zu einer Überprüfung des THC-Gehalts kommt. Niemand weiß, welche Risiken für Konsumenten bestehen, wenn sie solche behandelten Blüten inhalieren, und der Markt ist erschreckend groß.

Mit der neuen Regulierung in Deutschland wird nun Folgendes passieren:

Es werden zahlreiche Firmen und Marken entstehen, die Blüten mit einem THC-Gehalt unter 0,3% suchen, kaufen und vermarkten. Wie bereits erwähnt, gibt es jedoch zu 99% keine solchen Blüten, weshalb diese für den deutschen Grenzwert „angepasst“ werden.

Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass es nur wenige CBD-Sorten auf dem Markt gibt, die konstant unter 0,3% THC bleiben, was mit den neuen Regulierungen in Deutschland problematisch sein könnte.

 

Erstens konzentrieren sich viele der registrierten Hanfsorten in der EU, die im Sortenkatalog zugelassen sind, eher auf die Faser- und Samennutzung und nicht auf die gezielte CBD-Produktion. Dies bedeutet, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Sorten gibt, die unter den neuen Grenzwert von 0,3% THC fallen und gleichzeitig hohe CBD-Werte bieten. Obwohl der THC-Grenzwert für Industriehanf in der EU auf 0,3% angehoben wurde, wird allgemein anerkannt, dass diese Sorten oft nicht die gewünschten CBD-Gehalte liefern, während sie unter dem THC-Limit bleiben [The European CBD Market: What Are the Key Barriers to Growth?](https://prohibitionpartners.com/2023/02/09/the-european-cbd-market-what-are-the-key-barriers-to-growth/) [European Council adopts 0.3% maximum THC levels] (https://www.nutraingredients.com/Article/2021/12/17/European-Council-adopts-0.3-maximum-THC-levels).

Zweitens können genetische Schwankungen bei Hanfpflanzen dazu führen, dass der THC-Gehalt während des Wachstums variiert, insbesondere unter bestimmten klimatischen Bedingungen, die den THC-Gehalt in der Blütephase beeinflussen können. Dies hat dazu geführt, dass einige Produzenten auf Verfahren wie das „Waschen“ der Blüten zurückgreifen, um den THC-Gehalt künstlich zu senken und somit die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten [Newly-Approved European Hemp Seeds To Deliver Record Levels Of CBD – Business of Cannabis](https://businessofcannabis.com/newly-approved-european-hemp-seeds-to-deliver-record-levels-of-cbd/).

Angesichts dieser Herausforderungen könnte der deutsche Markt tatsächlich mit einem Anstieg von Firmen konfrontiert werden, die versuchen, Blüten anzupassen oder zu manipulieren, um die gesetzlichen THC-Anforderungen zu erfüllen, da der natürliche Anbau diese Vorgaben nicht immer zuverlässig einhalten kann [The European CBD Market: What Are the Key Barriers to Growth?](https://prohibitionpartners.com/2023/02/09/the-european-cbd-market-what-are-the-key-barriers-to-growth/) [Newly-Approved European Hemp Seeds To Deliver Record Levels Of CBD – Business of Cannabis](https://businessofcannabis.com/newly-approved-european-hemp-seeds-to-deliver-record-levels-of-cbd/).

Entweder werden die Behörden genau auf die Restlösungsmittel achten und eine Kontrollbehörde dafür einrichten, oder der deutsche Markt wird mit solchen Fake-CBD-Blüten überschwemmt. Dies ist bereits mit den sogenannten „Spice“-Blüten geschehen, bei denen synthetische Cannabinoide auf die behandelten Blüten aufgesprüht werden. Keiner kann den gesamten Schaden abschätzen. Wie sollen es die Behörden schaffen, dies zu kontrollieren, wenn sie das noch schlimmere Problem nicht stoppen konnten? Bevor eine Steuerbanderole für ein solches Produkt vergeben wird, sollten die Behörden eine vollständige Analyse der Ware verlangen und Stichproben der fertigen Produkte machen. Noch besser wäre es, wenn Deutschland den Grenzwert auf 1% THC erhöht. Mit dieser Anpassung würde das Löschen und Besprühen im CBD-Geschäft aufhören.

Italien spürt vermutlich den Druck der EU und plant nun, den Anbau von CBD Anfang nächsten Jahres zu beenden. Ob diese rechtsorientierte Cannabispolitik in Italien etwas bewirken wird, ist fragwürdig. Wie alle Beteiligten wissen, bringen Verbote nichts, aber Regularien, die alles verschlimmern, ebenso wenig.“

Niemand weiß, welche Risiken für Konsumenten bestehen, wenn sie solche behandelte /gewaschene Blüten inhalieren/konsumieren.

Die weiterverarbeiteten CBD-Produkte

Das in CBD-Produkten oft nicht das enthalten ist, was auf den Etiketten angegeben wird haben mehrere Studien [19], [20] belegt.

CDB-Produkte unterliegen aktuell in Deutschland keinen strengen Zulassungsprozessen. Es kann daher vorkommen, dass neben CBD nicht nur andere Cannabinoide in CBD-Produkten enthalten sein können, sondern auch Verunreinigungen der Produkte mit anderen Substanzen (Rohstoffe, durch die maschinelle Bearbeitung). Das kennen wir aus dem Lebensmittelbereich, wie der Warnhinweis „Kann Spuren von … enthalten“ auf manchen Lebensmitteln verdeutlicht. Bei Lebensmitteln für Allergiker besonders relevant.

CBD-Produkte die aus dem Ausland importiert werden unterliegen, wenn überhaupt den Zulassungen und Prüfungen des jeweiligen Landes. Nach dem zugesandten Artikel werden diese jedoch scheinbar umgangen.

Wir veröffentlichen diese Recherche, da wir befürchten – durch CBD-Blüten könnte Deutschland etwas ähnliches drohen, wie die Vaping Krise in den USA, bekannt unter dem Begriff EVALI

CBD-Produkte, insbesondere CBD-Blüten kommen ohne weitere Prüfungen aus den unterschiedlichsten Ländern nach Deutschland. Der Markt wird aktuell überschwemmt. Die Gefahren sind nicht abzuschätzen, denn niemand weiß genau was das Waschen der Blüten mit den unterschiedlichsten Stoffen für Folgen für die Gesundheit der Nutzer hat.

Sicher sind nicht alle CBD-Händler so unseriös, aber die es sind, stellen eine akute Gefährdung dar.

Kurz zur EVALI Krise:

Daten der nationalen Notaufnahme und aktive Fallmeldungen der stattlichen Gesundheitsbehörden hatten einen starken Anstieg von Symptomen berichtet, die man später den Symptomen oder Fällen von EVALI Zuordnen konnte. Im Juni 2019 begannen Berichte über Lungenschäden, erreichten einen Höhepunkt im September 2019 und zeigten im Anschluss einen allmählichen, aber anhaltenden Rückgang.

Bis zum 18.02.2020 hatten die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) 2.807 EVALI-Fälle dokumentiert, darunter 68 Todesfälle[21]. In vielen Fällen berichteten die Patienten von einem schleichenden Beginn der Symptome, darunter Atembeschwerden, Kurzatmigkeit und/oder Brustschmerzen vor der Einlieferung ins Krankenhaus. In einigen Fällen wurde von leichten bis mittelschweren Magen-Darm-Erkrankungen, darunter Erbrechen und Durchfall, oder anderen Symptomen wie Fieber oder Müdigkeit berichtet.[22]

An diesem Tag wurde in Form eines öffentlichen Aufrufs versucht so viele Fälle wie möglich zu dokumentieren und zu untersuchen. Nicht sicher bekannt war zu diesem Zeitpunkt, warum THC- haltige und nicht THC-haltige Vapingprodukte zu starken Lungenschädigungen führten.

Am 04.10.2019 gab die FDA (Food and Drug Administration; Ministerium für Gesundheit und Soziale Dienste, Lebensmittel- und Arzneimittelzulassungsbehörde) aufgrund der erhobenen Daten eine Erklärung zur Warnung an Verbraucher, angesichts der laufenden Untersuchungen zu Lungenerkrankungen keine THC-Vaping-Produkte mehr zu verwenden.

Am 13.04.2020 wurden die Informationen für die Öffentlichkeit, Maßnahmen und Empfehlungen der FDA „Lungenverletzungen im Zusammenhang mit der Verwendung von Vaping-Produkten“ herausgegeben.

Ein Faktor, Vitamin E-Acetat, wurde in Produktproben, sowie in Lungenflüssigkeitsproben von Patienten gefunden. In der Lungenflüssigkeit von Menschen ohne EVALI wurde es nicht gefunden.

Weitere Stoffe konnten jedoch nicht ausgeschlossen werden: Vitamin E-Acetat war in fast allen Proben, daneben Verdünnungsmittel wie mittelkettige Triglyceride, aliphatische Estern und Polyethylenglykol.

Der Staat wiederum empfahl Cannabishändlern, ihre Produkte auf mögliche Sicherheitsbedenken zu überprüfen und Warnschilder mit den möglichen Gefahren der Nutzung von E-Zigaretten anzubringen [23].Viele Staaten (z. B. Washington, Colorado) haben Verbote für die Verwendung von Vitamin-E-Acetat in E-Zigaretten erlassen [24]), während andere (z. B. Massachusetts) während und nach dem Ausbruch vollständige Verbote für die Verwendung von E-Zigaretten für sämtliche Substanzen erlassen haben [25]).

Wir glauben daher:

Wir benötigen jetzt sehr schnell klare Regulierungen für die Einfuhr von Nutzhanf, Nutzhanfprodukten, bearbeitet und unbearbeitet. Oder eine Erhöhung von 0,3 % auf 1 %, so dass für „Waschverfahren“ keine Notwendigkeit mehr besteht.

 

[1] Missverständnis bei der Bevölkerung: In der Vergangenheit haben viele europäische Konsumenten Schweizer CBD-Sorten bezogen, die nicht EU-zertifiziert sind. Dies liegt daran, dass in der Schweiz der THC-Grenzwert bei 1% liegt, während er in der EU bei 0,3% liegt. Dies führte dazu, dass einige Menschen fälschlicherweise dachten, nicht zertifizierte Sorten seien innerhalb der EU ebenfalls erlaubt (https://cannactiva.com/de/cannabis-in-der-schweiz/).

[2] THC-Werte von 0,32% bis 0,99% in Schweizer Sorten: Schweizer Sorten mit einem THC-Gehalt von bis zu 1% sind legal. Allerdings gibt es viele Sorten, die einen THC-Gehalt zwischen 0,3% und 1% haben. Diese Sorten haben oft ein reicheres Terpenprofil und höhere CBD-Werte, was sie auf dem europäischen Markt begehrt macht. Die von der TB Farming AG entwickelte Sorte „Erdbeerli“ zeichnet sich durch einen bemerkenswert hohen CBD-Gehalt von 12-14% aus, während der THC-Gehalt mit nur 0,32% besonders niedrig ist. (https://www.hanf-magazin.com/news/thc-grenzwert-fuer-nutzhanf-auf-03-angehoben/).

 

[3] CBG-Sorten unter 0,3% THC: Cannabigerol (CBG) ist ein neueres Cannabinoid, das in letzter Zeit verstärkt erforscht und gezüchtet wird. Der THC-Gehalt in CBG-Sorten liegt meist unter 0,3%, was sie für den Anbau in der EU geeignet macht. Diese Sorten sind jedoch relativ neu auf dem Markt, und erst seit etwa zwei Jahren gibt es stabile CBG-Sorten, die den THC-Grenzwerten entsprechen jedoch kaum CBD enthalten. (https://www.hanf-magazin.com/kolumnen/interviews/nutzhanf-mit-hohem-cannabigerol-anteil/).

 

 

[1] Mike Toniolo

[2] https://www.who.int/news-room/questions-and-answers/item/cannabidiol-(compound-of-cannabis)

[3] Piomelli, D.; Russo, EB Die Debatte Cannabis sativa versus Cannabis indica: Interview with Ethan Russo, MD. Cannabis Cannabinoid Res. 2016, 1, 44–46

[4] Pertwee, RG The Pharmacology and Therapeutic Potential of Cannabidiol in Cannabinoids; Kluwer Academic/Plenum Publishers: New York, NY, USA, 2004; S. 32–83.

[5] Schultes, RE Random thoughts and queries on the botany of cannabis.; J & A Churchill: London, Großbritannien, 1970; S. 11–33.

[6] Small, E.; Naraine, SG Expansion of female sex organs in response to prolonged virginity in Cannabis sativa (marijuana). Genet. Resour. Crop Eviron. 2016, 63, 349–359.

[7] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/ALL/?uri=celex%3A32002R0178

[8] https://www.gesetze-im-internet.de/amg_1976/__2.html

[9] Urteile: BGH AZ: 6 StR 240/20; BGH Az. 5 StR 490/21

[10] Bei unverarbeitetem CBD können strafrechtliche Konsequenzen drohen, insbesondere bei einem Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Gemäß § 29 BtMG können Besitz und Handel mit Cannabis in nicht geringer Menge mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren bestraft werden. Auch der Erwerb, Besitz oder Einfuhr illegaler Betäubungsmittel wie unverarbeitetem Cannabis können mit einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. 

[12] Stats, AK, Sweat, KG, Masson, RN et al. The Desert Whale: the boom and bust of hemp in Arizona. J Cannabis Res 5 , 19 (2023). https://doi.org/10.1186/s42238-023-00187-8

[13] Weiblen GD, Wenger JP, Craft KJ, ElSohly MA, Mehmedic Z, Treiber EL, Marks MD. Gene duplication and divergence affecting drug content in Cannabis sativa. New Phytol. 2015 Dec;208(4):1241-50. doi: 10.1111/nph.13562. Epub 2015 Jul 17. PMID: 26189495.

[14] Adesina, Ifeoluwa & Bhowmik, Arnab & Sharma, Harmandeep & Shahbazi, Abolghasem. (2020). A Review on the Current State of Knowledge of Growing Conditions, Agronomic Soil Health Practices and Utilities of Hemp in the United States. 10.3390/agriculture10040129.

[15] ElSohly MA, Radwan MM, Gul W, Chandra S, Galal A. Phytochemistry of Cannabis sativa L. Prog Chem Org Nat Prod. 2017; 103: 1-36. doi: 10.1007/978-3-319-45541-9_1. PMID: 28120229.

[16] Park, SH., Pauli, CS, Gostin, EL et al. Effects of short-term environmental stresses on the onset of cannabinoid production in young immature flowers of industrial hemp (Cannabis sativa L.).  J Cannabis Res 4, 1 (2022). https://doi.org/10.1186/s42238-021-00111-y

[17] Campbell, B.J., Berrada, A.F., Hudalla, C., Amaducci, S. and McKay, J.K. (2019), Genotype × Environment Interactions of Industrial Hemp Cultivars Highlight Diverse Responses to Environmental Factors. Agrosystems, Geosciences & Environment, 2: 1-11 180057. https://doi.org/10.2134/age2018.11.0057

[18] Calzolari, Davide & Magagnini, G. & Lucini, Luigi & Grassi, Gianpaolo & Appendino, G.B. & Amaducci, Stefano. (2017). High added-value compounds from Cannabis threshing residues. Industrial Crops and Products. 108. 558-563. 10.1016/j.indcrop.2017.06.063.

[19] Johnson, E., Kilgore, M. & Babalonis, S. Label accuracy of unregulated cannabidiol (CBD) products: measured concentration vs. label claim. J Cannabis Res 4, 28 (2022). https://doi.org/10.1186/s42238-022-00140-1

[20] Johnson, DA, Hogan, M., Marriot, R. et al. A comparison of advertised versus actual cannabidiol (CBD) content of oils, aqueous tinctures, e-liquids and drinks purchased in the UK. J Cannabis Res 5, 28 (2023). https://doi.org/10.1186/s42238-023-00183-y

[21] https://www.cdc.gov/tobacco/basic_information/e-cigarettes/severe-lung-disease.html#latest-outbreak-information

[22] https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa1915314

[23]Flaccus G: Vape death prompts Oregon to ask cannabis stores to review products; KVAL Eugene Orgeon 2019.

[24] Boudi FB, Patel S, Boudi A, Chan C. Vitamin E Acetate as a Plausible Cause of Acute Vaping-related Illness. Cureus. 2019;11(12): e6350. https://doi.org/10.7759/cureus.6350

[25] Lannan K: Baker Declares 4-Month Ban On Vaping Product Sales. https://www.wgbh.org/news/local-news/2019/09/24/baker-plans-4-month-ban-on-vaping-products-in-massachusetts.