(EVALI – E-cigarette or Vaping product use-Associated Lung Injury)
Anzeichen für EVALI sind schwere Atembeeinträchtigung, Magen – Darmstörungen und allgemeine Schwäche. Radiologisch sind entzündliche Veränderungen der Lungenflügel erkennbar, was anfangs zu einer Behandlung mit Antibiotika führte, welche aber nicht anschlug und in der Folge auch zu Todesfällen in den USA führte.
Aufgrund dieser Ergebnisse war man sich zunächst sicher, dass es sich um eine entzündliche Reaktion des Lungengewebes auf öl- oder fetthaltige Substanzen handelt, auch da die Patienten angegeben hatten E-Zigaretten oder THC-Cartridges inhaliert zu haben. Einige gaben auch an „prefilled THC Cartridges“ vom Schwarzmarkt konsumiert zu haben.
Die folgende Anpassung der Therapie auf Gabe von O2 und Kortikoiden (Prednisolon) brachte bei vielen Betroffenen Besserung. Trotzdem stieg die Anzahl der Todesfälle in den USA, bis Ende November 2019 auf 47 und die Zahl der gemeldeten Fälle auf 2290 (Quelle: CDC – Center of Disease Control).
In den Analysen der Liquids wurden neben unerwünschten Giftstoffen (z.B.: Fungizid Myclobutanil) auch sogenannte „Thickener“ (zum Andicken des Liquids, da Zähflüssigkeit leider immer noch als Qualitätsmerkmal gilt, aber definitiv nicht ist!) auf Basis von Vitamin-E-Acetat gefunden. Auch psychoaktive Streckmittel wie Fentanyl, DDT, Morphin und auch diverse „Legal Highs“ tauchten in den Analysen auf. Dies passiert nicht zuletzt, da Leercartridges aber auch gefälschte Marken-Umverpackungen sehr leicht über das Internet, aber auch in 1$-Läden erhältlich sind.
Diese Fälschungen werden oft, von Laien, unter Zugabe von Terpenen, Thinner (Verdünner) und MCT (mittelkettige Triglyceride; C8 und C10 Fettsäuren aus Palm- oder Kokosöl) hergestelt. Ohne Qualitätsstandards, mit den falschen Produkten, in den falschen Dosierungen und ohne Laboranalysen. Auch werden teils keine für die Lebensmittelproduktion oder die Pharmaproduktion gedachten Produkte verwendet, sondern solche, welche in der Kosmetikindustrie (nicht für die innere Anwendung vorgesehen; oft verunreinigt) Verwendung finden. Auch bei den am Schwarzmarkt verwendeten Blüten (für die Herstellung des Ausgangs-Extrakts) wird weder auf Schimmel noch auf Pestizide oder andere Giftstoffe getestet. Daneben spielt auch die Cuticula (Wachsschicht auf den Blättern), bei unsachgemäßer Verarbeitung, eine gesunheitsgefährdende Rolle, da sich Microwachspartikel in der Lunge ablagern können.
Vitamin-E-Acetat gilt laut CDC nicht endgültig als Ursache für EVALI, obwohl in 29 von 29 untersuchten Lungenflüssigkeiten dieser Stoff nachgewiesen wurde.
Laut einer Schätzung von Leafly befinden sich noch ca. 50 Millionen illegale Cartridges auf dem Nordamerikanischen Markt.Die USA kündigt mittlerweile drakonische Gesetzesvorhaben an. Ob dies der Eindämmung förderlich ist oder eventuell das Problem nur in den Untergrund verschiebt, bleibt abzuwarten.
Auch in Europa trat laut Presseberichten in Belgien nun der erste Todesfall in Zusammenhang mit einem CBD-E-Joint (in Belgien legal erhältlich) auf. Todesursache: schweres Lungenversagen. Da CBD-Liquids den gleichen Herstellungsprozess wie THC-Liquids durchlaufen, besteht die Gefahr von gefälschten Cartridges auch hier in Europa. Speziell, wenn man sich, in Europa erhältliche Diluents (Verdünnungsmittel) ansieht, welche explizit mit Vitamin-E werben.
Wir werden die weitere Entwicklung beobachten und diesen Bericht bei Bedarf updaten.
Stay Safe,
Andreas Kämmereit (SVCM)