Kann Cannabis Auslöser für einen Niereninfarkt sein? Eine Fallgeschichte

Ein 40-Jähriger litt seit drei Monaten unter rechtsseitigen Flankenschmerzen und suchte aufgrund einer Verschlimmerung Hilfe in der Notaufnahme. Bei der Untersuchung zeigten sich erhöhte Laborwerte [Leukozytose, CRP (C-reaktives Protein), LDH (Laktatdehydrogenase, erhöht kann er beispielsweise auf einen Herzinfarkt hinweisen, der bis zu zwei Wochen zurückliegt. ), CK (Kreatinkinase oder auch CK, CPK findet man bei Zellen, die geschädigt sind, etwa durch einen Herzinfarkt oder Sturz, in Form von Creatinkinase im Blut)], die auf einen entzündlichen Prozess hinwiesen. Im Ultraschallbild waren keine erweiterten Nierenkelche auffindbar, was gegen eine Nierenkolik sprach.

Allerdings gab es andere Auffälligkeiten (hypodenser (verminderte Dichte) oberer Nierenpol auf der rechten Seite, einer der drei Äste der rechten Arteria renalis war zum Teil durch eine Thrombose verlegt) Hinweis auf einen Infarkt, jedoch, ohne dass eine Emboliequelle (Aneurysma oder Ulkus (Defekt) der Aorta noch ein persistierendes Foramen ovale (Kurzschlussverbindung zwischen dem rechten und linken Herzvorhof)  oder einen Ventrikelseptumdefekt (Loch in der Herzsdcheidewand)) gefunden werden konnte. Auch andere Hinweise auf Rhythmusstörungen, eine tiefe Beinvenenthrombose oder angeborene Gerinnungsstörungen waren nicht vorhanden.

Da sich die Symptomatik nicht akut entwickelt hatte, wurde eine konservative Behandlung begonnen, Infusionen, Analgetika, Antibiotika und eine Antikoagulation mit niedermolekularem Heparin, bei engmaschiger Überwachung der Entzündungswerte. LDH und CK fielen deutlich ab, die Beschwerden besserten sich.

Die Ursache des Niereninfarkts konnte nicht auf kardiovaskuläre Risikofaktoren zurückgeführt werden, auch ein gelegentlicher Nikotin- und Alkoholkonsum konnte als Ursache ausgeschlossen werden. Auch die sportlichen Aktivitäten, die ein Trauma ausgelöst haben könnten, schieden aus. Der Cannabiskonsum von täglich einem bis zwei Joints könnte hier durch eine periphere Vasodilatation, eine funktionelle Anämie sowie den adrenergen Effekt zu einer Thrombose geführt haben, beweisen lässt sich ein eindeutiger Zusammenhang jedoch nicht. 

Der Niereninfarkt ist ein seltenes Ereignis. Ein Zusammenhang mit Cannabis wurde bisher nur in Einzelfällen beschrieben. Bei diesen Kasuistiken bestanden jedoch kardiovaskuläre Risikofaktoren wie exzessiver Nikotinkonsum mit KHK und pAVK in der Vorgeschichte oder ein Antiphospholipidsyndrom. 

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