Untersuchung von Streitkultur an 145 Paaren, mindestens einer von ihnen konsumiert Cannabis, zeigt unrealistische Einschätzungen des Konflikts und des Ergebnisses unter Cannabiskonsum.  

Die Forscher beobachteten, dass diejenigen, die häufig Cannabis konsumierten, sich eher negativ gegenüber ihrem Partner verhielten (ihm die Schuld geben, ihn kritisieren usw.) und die Beziehung nach dem Konflikt mit geringerer Wahrscheinlichkeit wieder herstellen und „reparieren“ würden. Viele schienen jedoch ihr eigenes negatives Verhalten nicht zu erkennen und berichteten eher von größerer Zufriedenheit darüber, wie der Konflikt gelöst wurde. 

Methode:

Grundlage waren Daten aus einer bestehenden Stress- und Schlafstudie, die zwischen 2017 und 2019 in Massachusetts durchgeführt wurde.

In dieser Studie sollen zusammenlebende Paare gebeten, zehn Minuten lang vor laufender Kamera über ihr „größtes Beziehungsproblem“ diskutieren. Gemessen wurde Herz- und Atemfrequenz, 4 ausgebildete Beziehungsgutachter prüften das Filmmaterial und notierten das Ausmaß des negativen Verhaltens (Forderung nach Veränderung, Kritik, Schuldzuweisungen usw.).

Teilnehmer, die häufig Cannabis konsumierten, neigten dazu, ihren Partner zu kritisieren und mehr von ihm zu verlangen, vermieden Konflikte während der Diskussion und waren weniger in der Lage, sich auf eine Diskussion über die positiven Aspekte ihrer Beziehung einzulassen.

Sie zeigten auch weniger „parasympathischen Rückzug“ (eine Abnahme der Menge, in der die Herzfrequenz mit der Atmung variiert) in der Interaktion mit dem Partner. Ein Indikator dafür, dass sie weniger effektiv darin waren, mit den emotionalen Anforderungen eines Konflikts fertig zu werden. Auf die Frage, wie das Gespräch ihrer Meinung nach verlaufen sei, gaben die Vielkonsumenten jedoch eine größere Zufriedenheit an.

Die Einschätzungen der Cannabiskonsumenten sind damit fast das genaue Gegenteil von dem, was unabhängige Bewerter fanden. Cannabis scheint das Verständnis eines Partners für seine eigene romantische Beziehung zu behindern und alle Wiedergutmachungen eines verbalen Konflikts zu untergraben.

Konflikte sind ein unvermeidlicher Bestandteil jeder Beziehung, und Beziehungen wachsen durch eine effektive Lösung von Meinungsverschiedenheiten. Ein mangelndes Bewusstsein für diese Muster kann häufige Cannabiskonsumenten daran hindern, auf gesündere Taktiken zur Konfliktlösung umzulenken.

Die Forscher betonen, dass Cannabis zwar solche negativen Verhaltensweisen verschlimmern kann, aber nicht grundsätzlich schlecht für Beziehungen ist. Die Studie gebe jedoch einen Einblick, wie Paare in Konflikten dadurch eingeschränkt seinen, dass einer von beiden Problemen nicht sehe und sie daher auch nicht gelöst werden könnten.

Resümee: 

Cannabiskonsum ist mit einem weniger effektiven Verhalten und einer weniger effektiven physiologischen Regulierung während Konflikten verbunden. Die subjektiven Berichte von Cannabiskonsumenten weichen von objektiven Messungen ab. Diese „scheinbar“ positive Beziehungswahrnehmung von Cannabiskonsumenten kann ihre Fähigkeit beeinträchtigen, problematische Beziehungsdynamiken zu erkennen.

Nachzulesen bei ScienceDirect.