… dem kann man schwerlich widersprechen und das gilt auch für Cannabis als Medikament. Doch was wird aktuell für die Suchtprävention in der Medizin getan?
Natürlich hinkt der Brokkoli-Vergleich etwas und auch ein Hinweis auf die Opioidkrise in den USA wäre wohl eine Übertreibung in die andere Richtung. Dennoch muss Cannabis als Medikament mit all seinen Risiken und Nebenwirkungen ernstgenommen werden. Aufgrund seiner Beschaffenheit ist es anfällig für suchtfördernde Wirkungen und auch der freizeitliche Konsum kann zur Verharmlosung der Risiken und Weiterverwendung während oder nach einer Medikation führen.
Daher bedarf es eines ausführlich ausgearbeiteten Suchtkonzeptes, nicht nur für legalisiertes Cannabis zum Freizeitkonsum, sondern auch für das Medikament. Aktuell warten wir noch darauf. Auf Ärzte zu vertrauen, die es mit den relativ neuen und immer wieder aktualisierten Regelungen und Rechtsprechungen ohnehin kompliziert genug haben und sich häufig mit Verschreibungen auf dünnes Eis begeben, kann nicht reichen. Immerhin ist für sie bisher lediglich vorgesehen, ihre Patienten zu fragen, ob eine Alkoholabhängigkeit besteht. Wird diese Frage verneint, gibt es keine weiteren Vorschriften – oder Angebote, Leitlinien, Vorschläge, an denen sich Ärzte, Apotheker und Patienten orientieren können. Einige von ihnen wissen nicht einmal, dass die Suchtanfälligkeit bei der Verschreibung berücksichtigt werden muss.
Unser Appell an alle Apotheker, Ärzte, Cannabisberater und weitere Fachleute lautet daher, die Suchtprävention voranzutreiben. Von der Politik fordern wir indessen dringlich ein ordentlich ausgearbeitetes Suchtpräventions- und Behandlungskonzept für Cannabispatienten – das die Verschreibung und Ausgabe nicht noch komplizierter macht als ohnehin schon, sondern ein niedrigschwelliges Angebot an Fachleute und Patienten darstellt. Schließlich soll ein Medikament zur Verbesserung einer Gesamtsituation beitragen und nicht zu noch mehr Ärger.