Aus gegebenem Anlass:

Allzu oft werden Studien aus aller Welt verbreitet, die (ausschließlich) positive Wirkungen von Cannabis belegen sollen. Verständlicherweise finden diese besonderen Anklang unter Patienten, Konsumenten und Cannabisfans. Gerade unter Betroffenen kann dies schließlich ein sehr emotionales Thema sein, bei dem gute Nachrichten besonders gerne angenommen werden.

Von wissenschaftlicher Seite her gibt es dabei jedoch einige Stolpersteine – oder helfende Hände, je nach Perspektive. Denn professionell durchgeführte Studien können zwar ggf. auch mehrere Aspekte eines Themas – oder wie hier, Wirkungen einer Substanz – zugleich betrachten, jedoch ist es quasi unmöglich, dabei zu einer allumfassenden, hieb- und stichfesten, eindeutigen Aussage zu kommen, wie sie so oft erwünscht ist. Viel eher kommt es vor, dass es „Hinweise auf“ eine mögliche Wirkung gibt, ein Enzym/Gen/… entdeckt wurde, das etwas „auslösen könnte“ oder gar erst einmal der „Zusammenhang zwischen x und y untersucht“ wurde. Zusammenfassungen wie „Cannabis ist neues Wundermedikament“, „Ausschließlich positive Wirkungen gefunden“ oder „Cannabis kann Krebs heilen“ sollten von Grund auf kritisch hinterfragt werden. Je überschwänglicher und direkter die Ergebnisse präsentiert werden, umso größer sollte also vorerst die Vorsicht gegenüber einer Studie sein.

Aber selbst zurückhaltendere Aussagen wie die, dass die Ergebnisse „überwiegend positiv“ ausfallen, müssen noch keine Professionalität bedeuten: Von wem wurde die Studie finanziert? Wer hat sie veröffentlich? Und, für die geübteren Forscher und Hobbyforscher, welche Methodik wurde angewendet; passt diese zum Untersuchungsgegenstand?

Die Unterschiede in den Formulierungen geben also schon recht eindeutige Hinweise auf die Qualität einer Studie – oder auch die des Journalisten. Nicht selten kam es schon vor, dass höchst wissenschaftlich durchgeführte Studien von den Medien so verzerrt wurden, dass die Berichte über die Studien selbst gänzlich falsch waren. Im Zweifel also immer auch die Studie selbst lesen, bevor man einen Artikel teilt.

Nun zu dem Artikel, der diesen vorliegenden Aufruf auslöste: In diesem geht es um eine Studie aus Israel, in der vorwiegend positive Effekte von medizinischem Cannabis auf Krankheitsbilder gefunden wurden. Dass diese Effekte tatsächlich existieren, mag sein und wurde teilweise auch schon in anderen Studien nachgewiesen. Diese hier jedoch wurde von einem Cannabisunternehmen finanziert, der Artikel darüber erschien auf der Website eines Pharmaunternehmens.

Auch in der Forschung gilt: Wer zahlt, bestimmt die Ergebnisse. Schließlich kann mit Statistik viel getrickst werden – und wenn selbst das nicht klappt, kann die Studie auch einfach unter Verschluss gehalten werden. An die Öffentlichkeit gelangt, was dem Auftraggeber nutzt. Daher immer die Geldgeber berücksichtigen, um Interessenkonflikte ausschließen zu können. Denn auch, wenn es aufgrund der vielen Kriterien manchmal unwahrscheinlich scheint – es gibt sie, die unabhängige Forschung mit wissenschaftlichen Methoden. Man muss sie nur finden und sich die Ergebnisse selbst zusammenwürfeln. Das kostet Zeit, Nerven und Fachwissen, doch es lohnt sich.

Quelle: wmgpharma.de